Das Bildungspuzzle
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Das Bildungspuzzle
Vor Kurzem traf ich einen sehr netten, aufgeschlossenen, jungen Mann (15), der mir sehr stolz davon berichtete, dass er endlich seinen Quali geschafft hat und sich darüber freut, weiter die Schule besuchen zu können. Er will Ingenieur für Brauwesen werden und das beste Bier aller Zeiten herstellen. Dafür braucht man ein Abitur, wenn man an einer renommierten Universität studieren möchte. Ich war sehr beeindruckt von dem Knaben, er war irgendwann auf der Mittelschule „gelandet“, weil er weder im Gymnasium, noch auf der Realschule die Erwartungen erfüllen konnte.
Seine Ängste, es nicht zum großen Ziel zu schaffen, konnte ich ihm hoffentlich ein bißchen nehmen, als ich von meinem persönlichen Weg erzählte. Bei mir schienen von der ersten Klasse an alle Zeichen auf Erfolg zu stehen. Spielerisch bewältigte ich alle Aufgaben und brachte nur gute Ergebnisse nach Hause… ich etwa so, als ob man bei einem schönen Landschaftsmotiv den Himmel direkt ohne zu Sortieren aus der Packung legen kann. Die ersten Schwierigkeiten stellen sich in der siebten Klasse ein. Ich weiß nicht mehr was damals los war, nur das ich immer öfter die Schule schwänzte, mir alles wichtiger war als die Noten. Ich hatte keine Lust mehr und es ging auch nicht voran. Ab dieser Stelle folgten in meiner Schullaufbahn einmal Sitzenbleiben, ein sehr guter Realschulabschluss, die Fachoberschule und um das Bildungspuzzle zu vervollständigen, quälte ich mich auch noch in die gymnasiale Oberstufe um ein richtiges Abi zu bauen und an einer Uni studieren zu können.
Viele Wege führen nach Rom und zu einer vernünftigen Berufsausbildung gibt es in etwa so viele Wege wie zur Fertigstellung eines riesigen Puzzles. Jeder auf seine Art und in seinem Tempo. Wichtig ist das Ergebnis und natürlich auch, dass die Menschen in ihrem Berufsalltag glücklich sind.
Gerade jetzt wo ein neues Schuljahr beginnt, sollten wir uns daran zurückerinnern, wie kompliziert sich oft alles anfühlte, als wir noch Schüler waren. Unser Schulsystem neigt ja dazu, sich wie der einzig wahre Weg anzufühlen. Obwohl die Systeme in beinahe jede Richtung durchlässig sind, leben Schüler ständig mit dem Gefühl, die nächste Prüfung ist das Puzzlestück an dem alles hängt. Großer Druck wird da aufgebaut, zuhause und in der Schule. Vielleicht gelingt es uns Eltern, hier und da mal tief Luft zu holen und daran zu erinnern, dass an das Bildungspuzzle auch dann fertig bekommen kann, wenn man die Teile anders sortiert als üblich. Oder wenn man mal Mut zur Lücke hat.
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