Herbsttag
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Herbsttag
Herbsttag
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke, 21.9.1902, Paris
Ich habe die Melancholie in diesem Gedicht nie verstanden. Klar, der Herbst ist der Abschied vom Sommer, von grünen Bäumen, von Badespaß und Eisbechern. Aber Herbst ist auch Sonnenschein auf bunten Blättern, nach Hause kommen und die warme Wohnung genießen, Sonnenblumen, Erntedank und Kuscheln. Was ich am Herbst am allerliebsten mag, ist natürlich puzzeln ohne schlechtes Gewissen. Wenn es draußen stürmt und regnet, wenn der Himmel grau und nebelig ist, dann tauch ich regelmäßig ab. Eine Kanne heißer Tee, vielleicht ein voreilig gekaufter Lebkuchen und mein Puzzletisch, mehr brauche ich nicht zum glücklich sein.
Beim Puzzeln lasse ich entweder das Jahr Revue passieren, grade in 2020 gibt es eine Menge Dinge, die man nie erlebt hat und an die man sich erinnern sollte! Oft muss ich im Herbst an eine USA Reise denken, wo ich in Connecticut den Indian Summer erleben durfte. Die riesigen Mischwälder, mit sehr vielen Ahornbäumen, die mit ihren knallroten Blättern den ganzen Himmel färben. In diesen Alleen wandert keiner unruhig hin und her. Oder ich denke über Weihnachtsgeschenke nach, die besten Ideen habe ich beim Puzzeln!
Die besten Puzzlestunden sind allerdings die, wo ich über nichts nachdenke. Wo ich wie in Trance nach Teilen suche und jeder Fortschritt gut tut. Wenn mich die von Rilke beschriebene Einsamkeit über Herbstdepression erwischt, zum Beispiel wenn im November die ganzen Trauertage sind, dann lade ich mir gerne Freundinnen oder Nachbarn zum gemeinsamen Puzzeln und Kaffee trinken ein. Das ist immer fröhlich und tut gut, vor allem an grauen Sonntagen die dadurch verfliegen, wie Blätter im Wind.
Manchmal habe ich leider keine Zeit für mein Hobby. Es gibt einige Herbstvergnügen, auf die zum Beispiel meine Tochter jedes Jahr besteht. Wir müssen Kürbisse schnitzen, Kastanien suchen und in den Wildpark um die Schweine mit Eicheln zu füttern. Natürlich sammeln wir die vorher stundenlang im Park. Das macht großen Spaß und das Beste daran, wenn man durchgefroren nach Hause kommt, kann man sich direkt wieder den kleinen Teilen widmen.
Wie ist es bei Euch? Ist der Herbst sentimental und traurig oder seid ihr so begeistert wie ich?🍁
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